
PackCheck Marmelade – 8 Verpackungen im Vergleich
Aus PAX wird PackCheck: Wir haben das Konzept für unsere Verpackungsvergleiche ein wenig verändert – mit dem Ziel, den Mehrwert für unsere Leser noch einmal zu erhöhen. Informationen zu den Auswahlkriterien der Produkte sowie über die üblichen Verpackungsvarianten auf dem Markt machen unsere Analysen transparenter und nachvollziehbarer. Darüber hinaus konzentrieren wir uns in den Beschreibungen ab sofort ganz auf qualitative Aspekte – den quantitativen Part, sprich die Punktevergabe, können Sie im Detail dem Stufendiagramm entnehmen.
Die Ehre, die erste Produktkategorie unserer Packaging-Analysen im neuen Format zu sein, ist Marmelade zuteil geworden. Wie bei PAX haben wir die ausgewählten Verpackungen hinsichtlich ihrer Performance, ihres Designs und ihrer Sustainability untersucht und auf diesen drei Bewertungsdimensionen systematisch Punkte an jedes Packaging vergeben. Im Folgenden schildern wir unsere wichtigsten Erkenntnisse aus dem Vergleich von acht Fruchtaufstrichen.
Anforderungen und Verpackungsoptionen
Unser PackCheck umfasst ausschließlich Multiple-Use-Marmeladen mit 200 bis 500 Gramm. Um das derzeitige Angebot auf dem Markt im DACH-Raum vollständig abzudecken, haben wir uns zunächst einen Überblick darüber verschafft, welche Verpackungsoptionen gegenwärtig erhältlich sind, und die Produkte entsprechend ausgewählt. Hier die gängigen Varianten im Überblick:
– Glas, Etikett plus Alu-/Korkdeckel wie bei Zentis Naturrein
– Glas, Vollsleeve wie bei Schwartau Samt
– Glas, direkt bedruckt wie bei Glück
– Glas, Papieretikett wie bei Allos
– Glas, Papieretikett plus Papierüberzug des Deckels wie bei d’arbo
– Glas, Etikett mit Glanzlack wie bei St. Dalfour
– Aludose mit Platine und Kunststoffdeckel wie bei Koo
– Aludose mit Aludeckel wie bei Schwartau Spezialitäten
Der Blick auf die Marmeladenregale in den deutschen Supermärkten offenbart ein sehr einheitliches Bild: Fruchtaufstriche werden in der Regel in klassischen Glasverpackungen mit Aludeckel angeboten, die Qualität und Frische vermitteln und dazu in gewisser Weise nostalgisch anmuten. Nur vereinzelt sehen wir Weißblechdosen als alternative Verpackungslösung.
Besonders eindrücklich ist, dass innovative Verpackungsmaterialien und -formen wie Kunststoffbehälter oder Tuben hierzulande fast vollständig fehlen – eine gute Nachricht für neue Brands oder mutige etablierte Marken, die sich mit außergewöhnlichen Packagings sofort von den Wettbewerbern abheben und Aufmerksamkeit generieren können.
Wissenswert: Es gab eine Zeit, in der im DACH-Raum teilweise durchaus Kunststoffbecher und Tuben verbreitet waren. Allerdings ist der Markt nach und nach größtenteils auf Glasverpackungen umgestellt worden, hier und da ergänzt durch ein paar Weißblechdosen, die angesichts der enormen Glasdominanz schon fast Exotenstatus haben.

Erkenntnisse aus dem Performance-Vergleich
Performance Winner: Schwartau Spezialitäten in der Aludose
Nutzerfreundliche Marmeladenverpackungen sind in unserem Land gegenwärtig rar. Gerade das hauptsächlich verwendete Material – Glas – geht mit funktionellen Nachteilen einher: Es ist schwergewichtig und stark bruchgefährdet. Darüber hinaus lassen sich Glasverpackungen typischerweise nur mit hohem Kraftaufwand öffnen, was Verbraucher zur Weißglut bringen kann.
Im Performance-Vergleich schneidet die Weißblechdose der Schwartau Spezialitäten wesentlich besser ab als die vielen Glasvarianten. Sie ist so stabil, dass sie auch einem Sturz problemlos standhält – dieses Merkmal hat sie mit der Verpackung von Koo gemeinsam. In puncto Robustheit übertreffen die Aluminiumdosen die gläsernen Packagings deutlich.
Des Weiteren überzeugt die Weißblechdose mit ihrer angenehmen Handhabung. Das Öffnen erfordert weitaus weniger Kraft als bei den Glasverpackungen, was sie besonders anwenderfreundlich macht. Zudem ist die Marmelade in der Dose durch den wegfallenden Lichteinfluss häufig länger haltbar – ein Fakt, der zusätzliche Performance-Punkte bedeutet.
Um die Marmelade im wahrsten Sinne maximal genießen zu können, sollte das Packaging eine gute Restentleerung mit dem Messer oder Löffel gewährleisten. Dies ist bei einigen Gläsern nicht der Fall, vor allem wenn sie länglich oder verwinkelt geformt sind wie die Verpackungen von St. Dalfour und Schwartau Samt.
Es gibt unter den Glasverpackungen allerdings auch ein positives Beispiel: Das Packaging von Glück bietet durch die breite Öffnung und runde Form einen guten Zugang und erleichtert es dem Konsumenten, auch die letzten Reste der Marmelade zu entnehmen. Mit dieser Eigenschaft verdient sich das Packaging den zweiten Platz in unserem Performance-Check.
Erkenntnisse aus dem Design-Vergleich
Design Winner: Glück in der breiten, runden Glasverpackung
Was das Design betrifft, wählen die einzelnen Marken ganz unterschiedliche Ansätze, um die Gunst der Verbraucher zu gewinnen. Während Glück und Schwartau Samt auf eine emotionale Ansprache fokussieren, sind die Packagings von d’arbo, St. Dalfour, Koo und Schwartau Spezialitäten durch eine traditionelle, leicht nostalgische Bildsprache à la „vom Land“ gekennzeichnet.
Zentis setzt auf das Thema Nachhaltigkeit – allerdings mit klaren Anzeichen von Greenwashing, denn ökologische Versprechen werden nur oberflächlich kommuniziert, sodass der vorgegebene „grüne“ Charakter der Marke wenig authentisch erscheint. Demgegenüber präsentiert sich Allos als moderne „Gut-für-mich“-Marke. Die Brand schafft es wesentlich besser, den nachhaltigen Anspruch und die Gestaltung in Einklang zu bringen. Das Konzept wirkt hier glaubwürdiger.
Die qualitative Umsetzung der verschiedenen Routen variiert enorm. Besonders gelungen finden wir das Packaging von Glück, das mit einem minimalistischen Design einen maximalen Effekt erzielt. Die breite Öffnung und die einladend runde Form des Glases bescheren dem Verbraucher ein optisches und dazu ein haptisches Erlebnis von „Glück zum Anfassen“. Darüber hinaus ist der Inhalt weitgehend sichtbar – Transparenz, die Vertrauen weckt.
d’arbo erreicht durch den charakteristischen Papierverschluss und die spezifische Typografie eine „Wie-damals“-Ästhetik. Die Marke bleibt ihren Wurzeln treu und erzeugt ein authentisches Landhausgefühl. Bei d’arbo wirkt dieser Ansatz konsequenter als bei St. Dalfour, wo sich die Brand gestalterisch scheinbar nicht so recht zwischen traditionell und modern entscheiden kann.
Die wenigsten Punkte in unserem Design-Vergleich haben wir an Zentis vergeben. Neben der schwach ausgeprägten Informationshierarchie fallen repetitive Elemente sowie die austauschbare Schriftart negativ auf. In Summe entsteht ein Eindruck von Unverbindlichkeit und Täuschung – die postulierte Nachhaltigkeit wirkt eher wie eine reine Marketing-Strategie.
Erkenntnisse aus dem Sustainability-Vergleich
Sustainability Winner: Schwartau Spezialitäten in der Aludose
Die Aludose von Schwartau überzeugt uns nicht nur als Performance-Sieger, sondern auch auf der Bewertungsdimension Nachhaltigkeit. Ein großer Vorteil, insbesondere im Vergleich zu den Glasvarianten, ist ihr geringes Gesamtgewicht. Dieses deutet auf einen reduzierten Materialverbrauch hin. Im klaren Gegensatz dazu steht das Glas von Glück, das durch seinen dicken Boden vergleichsweise schwer ist.
Zusätzliche Elemente wie eine Papierbanderole – etwa bei Zentis – oder ein Papierüberzug auf dem Deckel – wie bei den Gläsern von d’arbo – mögen optisch ansprechen; in Sachen Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit sind sie jedoch problematisch, da sie dem Konzept des Monomaterials, das zugunsten der Umweltschonung zu bevorzugen ist, entgegenstehen.
Ähnliches gilt in Bezug auf Vollsleeves, wie sie beispielsweise Schwartau bei den Samt-Marmeladen verwendet. Zwar lässt sich das Sleeve gut vom Glas trennen – ein entsprechender Hinweis findet sich auch auf der Verpackung; allerdings bedeutet dieses Konzept mehr Abfall und verkompliziert zudem die Entsorgung für den Verbraucher.
Noch kritischer betrachten wir Papierüberzüge oder gar Korkdeckel. Diese Zusatzelemente sind schwer bis gar nicht vom darunterliegenden Material – häufig Aluminium – zu trennen. Als besonders negatives Beispiel fungiert die vermeintlich nachhaltige Verpackung der Zentis-Marmelade, deren Korkdeckel auf einem Aludeckel angebracht ist. Was von außen recyclingfähig aussieht, erweist sich nach dem Öffnen des Produkts als praktisch nicht wiederverwertbar.
Interessant – und bedenklich: Bei den meisten Produkten aus unserem PackCheck Marmelade sind Entsorgungshinweise oder weiterführende Informationen zur Nachhaltigkeit entweder gar nicht oder nur unzureichend vorhanden.
Halten wir fest: Im Idealfall wird nur ein einziges Material ohne Zusatzelemente verwendet. Dies ist bei unserem Sustainability Winner, der Aluminiumdose der Schwartau Spezialitäten, der Fall. Aus Monomaterial realisiert, erleichtert sie die Entsorgung und verbessert das Recycling erheblich. Anders als bei den sonstigen Packagings besteht der Deckel aus dem gleichen Material wie der Dosenkörper. Zum Vergleich: Die Aludose von Koo hat einen Kunststoffdeckel und die Glasverpackungen kommen typischerweise mit einem Aludeckel daher.
Fazit unseres Geschäftsführers Christoph Waldau
„Allos ist der Gesamtsieger unseres PackChecks Marmelade. Die Marke schneidet in allen Kategorien überdurchschnittlich ab, wobei vor allem das zeitgemäße Design herausragt. Aktuelle Produkttrends wie „Health“ und „etwas Gutes für mich tun“ sind gekonnt ins Konzept integriert und sprechen Verbraucher emotional an. Allos hat ein durchdachtes Sortiment mit einer stimmigen Markenidentität entwickelt, die sich wie ein roter Faden durch alle Produkte zieht.
Der zweite Platz gebührt der Schwartau-Aluminiumdose, die in puncto Leistung und Nachhaltigkeit überzeugt. Ein besonderes Plus ist die Verpackung aus Monomaterial, die das Recycling deutlich vereinfacht. Zudem punktet das Packaging durch seine Stabilität und Benutzerfreundlichkeit. Nicht zu vergessen das geringe Gewicht, das sowohl praktische als auch ökologische Vorteile bietet.
Glück komplettiert das Treppchen in unserem Vergleich verschiedener Fruchtaufstrichverpackungen. Mit dem minimalistischen runden Glasfässchen sticht die Marke im Regal hervor. Sie hat ein klares Alleinstellungsmerkmal und bleibt den Konsumenten im Gedächtnis.
Der Marmeladenmarkt im DACH-Raum ist sehr klar strukturiert: Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, in denen auch Kunststoffbecher und Quetschflaschen üblich sind, dominieren in unseren Gefilden eindeutig Glasverpackungen und Weißblechdosen. Diese Einheitlichkeit macht es den Verbrauchern leicht, sich zurechtzufinden. Gleichzeitig haben neue Brands mit abweichenden Konzepten die Chance, sich buchstäblich hervorzutun.
Dass die meisten Marken Glas bevorzugen, kommt allerdings nicht von ungefähr: Dieses Material steht für Qualität. Viele Unternehmen setzen somit bewusst darauf, um ihren Produkten einen hochwertigen Charakter zu verleihen. So sind Glasverpackungen zu einem festen Bestandteil der deutsch-österreichisch-schweizerischen Marmeladentradition geworden.
Die Erfolge von Allos mit dem modernen Konzept und von Schwartau mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit zeigen, wohin die Reise geht: Einerseits hält die Branche an bewährten Merkmalen wie Tradition und Qualität fest, öffnet sich andererseits aber auch für Innovationen, die aktuelle Verbrauchertrends aufgreifen.“