PackCheck Eis – 11 Verpackungen im Vergleich
Packaging News

PackCheck Eis – 11 Verpackungen im Vergleich

PackCheck, die Zweite: Dieses Mal haben wir elf Eisverpackungen im Familienformat in Bezug auf ihre Performance, ihr Design und ihre Sustainability genauestens unter die Lupe genommen. Schon an dieser Stelle sei angemerkt, dass die Packaging-Landschaft im „eiscremigen“ Produktsegment überraschend vielfältig ist und großes Potenzial bietet. Aber lesen Sie am besten selbst!

Anforderungen und Verpackungsoptionen

Unser Vergleich umfasst ausschließlich Eiscreme-Familienpackungen mit 450 bis 1000 Millilitern. Eiskuchen und -torten haben wir nicht berücksichtigt. Die sortenunabhängig ausgewählten Produkte decken das derzeitige Angebot an Verpackungsoptionen im DACH-Raum ab:

– Happy Mrs. Jersey: Karton mit Kunststoffdeckel und Papierbanderole
– Urstrom Jersey’s: Glas mit Papierbanderole
– Elvis: Glas mit Metalldeckel und Papieretikett
– Ben&Jerry’s: runder Kartonbecher
– Magnum: konischer Kunststoffbecher
– Mälzer&Fu: konischer PET-Becher
– Prozis Layers: runder PET-Becher
– Die Eismanufaktur: PET-Becher mit Papierbanderole
– Cremissimo: rundliche IML-Spritzgussverpackung aus Kunststoff
– Mövenpick: gewellte IML-Spritzgussverpackung aus Kunststoff
– Florida Eis: kompostierbarer Bambuspapierbecher

Welche Verpackung auf welcher Bewertungsdimension wie viele Punkte erhalten hat, entnehmen Sie dem Stufendiagramm. Wir konzentrieren uns im Folgenden auf die qualitativen Eigenschaften, die uns beim Vergleich der elf Eiscreme-Packagings aufgefallen sind.

Erkenntnisse aus dem Performance-Vergleich

Performance Winner: Mövenpick

In der Kategorie Performance hat Mövenpick die Nase vorn. Die gewellte IML-Spritzgussverpackung schützt die Eiscreme effektiv. Zudem punktet das Packaging mit seiner starken Leistung am Point of Sale: Im Tiefkühlregal fällt es durch seine außergewöhnliche Formgebung sofort ins Auge. Wird die Verpackung in der Tiefkühltruhe gelagert, kommt außerdem die großzügige, plakative Fläche hervorragend zur Geltung. Demnach performt sie sowohl für den Konsumenten als auch für den Händler und natürlich die Marke selbst.

Auf funktioneller Ebene präsentieren sich nahezu alle getesteten Eiscreme-Packagings qualitativ hochwertig. Mit Ausnahme des Glases von Urstrom Jersey’s überzeugt jede Verpackung mit einem adäquaten Produktschutz und einer relativ praktischen Handhabung. Die Glasverpackung kompensiert dieses Defizit durch ihre distinktive Erscheinung.

Am POS ziehen insbesondere die großen, in der Truhe gelagerten Verpackungen mit abgerundeten (Cremissimo) oder gewellten (Mövenpick) Konturen den Blick an. Sie heben sich von konventionell geformten Eisbechern ab. Doch auch die Packagings mit transparentem Deckel und durchsichtigen Seitenflächen generieren viel Aufmerksamkeit. Sie sorgen dafür, dass der Verbraucher das Produkt direkt wahrnehmen kann, was häufig eine gewisse Nähe erzeugt und die Kauflust anregt. Nicht umsonst sind transparente Verpackungen generell seit einiger Zeit im Trend.

Bei manchen Packagings, darunter die Varianten von Mövenpick und Cremissimo, muss der Konsument im Zuge des Öffnens eine Sicherheitslasche abknicken, was mitunter ein wenig mühsam sein kann. Konische Becher mit flachem Deckel wie bei Magnum oder Ben&Jerry’s verzichten typischerweise auf Laschen und setzen stattdessen auf eine Versiegelungsfolie, die sich leicht entfernen lässt. Happy Mrs. Jersey und Die Eismanufaktur nutzen als Alleinstellungsmerkmal eine Papierbanderole, die es vor der eigentlichen Öffnung der Eisverpackung zu entfernen gilt.

Drehverschlüsse und Kunststoffdeckel mit Klickverschluss gewährleisten eine optimale Dichtigkeit. Papierbasierte Alternativen könnten in puncto Wiederverschließbarkeit etwas schwächeln, da die Deckel solcher Lösungen leichter verrutschen – auch wenn sie selbst gar nicht aus Pappe bestehen. Beispiel: Obwohl Happy Mrs. Jersey einen Kunststoffdeckel verwendet, ist die Verschlussdichtigkeit durch den übermäßig leichtgängigen Öffnungsmechanismus potenziell eingeschränkt, nachdem der Verbraucher die Banderole abgenommen hat. Wird das Produkt nicht horizontal, sondern leicht schräg oder gar vertikal gelagert, kann es passieren, dass sich der Deckel ein wenig verschiebt und die Eiscreme schneller verdirbt.

Erkenntnisse aus dem Design-Vergleich

Design Winner: Mälzer&Fu

Marken wählen sehr unterschiedliche Ansätze, was die visuelle Präsentation ihrer Eiscremes und die Ansprache der Konsumenten betrifft. Die Verpackung von Mälzer&Fu beispielsweise zeichnet sich durch ein betont modernes Design aus. Ganz ohne klassische Foodshots, sondern stattdessen mit fröhlichen Farbkombinationen und Typografien sorgt die Brand auch optisch für Erfrischung im Tiefkühlregal. Außerdem helfen die Farbvarianten, die einzelnen Sorten mühelos zu differenzieren. Trotz des disruptiven Designcharakters gibt sich das Produkt klar als Eiscreme zu erkennen, was für den nachhaltigen Erfolg ungemein bedeutsam ist. All diese Eigenschaften bescheren Mälzer&Fu den ersten Platz in der Kategorie Design unseres PackChecks.

Rang 2 gehört dem Packaging von Prozis, das vor allem durch das transparente Etikett und die sichtbaren „Layers“ zu gefallen weiß. Hier steht die Eiscreme selbst im Fokus. Die Gestaltung geht mit einem starken Appetite Appeal einher, sie lässt dem Verbraucher das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dabei wirkt das Konzept durchdacht und konsequent umgesetzt.

Auf dem dritten Platz folgt Die Eismanufaktur, deren Verpackung ein exzellentes Beispiel dafür ist, dass weniger tatsächlich mehr sein kann. Die schlichte Banderole, die harmonischen Farben und die klare Sicht auf das Produkt an sich zeugen von der handwerklichen Markenphilosophie.

Die Brand Ben&Jerry’s bleibt ihrem spielerischen Gesamtkonzept treu und setzt weiterhin auf das bewährte bunte Design, das ihr in den letzten Jahren Wiedererkennungswert und eine Menge Erfolg eingebracht hat.

Auch bei Magnum ist alles wie eh und je: Das Packaging spiegelt nach wie vor den Premium-Gedanken wider. Durch das ikonische M in Kombination mit metallischen Akzenten rücken die Marke und ihr Luxuscharakter in den Mittelpunkt.

Knallige Farben machen das Florida Eis durchaus zu Eyecatchern; allerdings könnten Ausführung und Hierarchie noch optimiert werden, um das Potenzial dieses prinzipiell guten Designansatzes voll auszuschöpfen.

Mövenpick und Cremissimo geben sich eher klassisch. Im Fokus steht das vertraute „Eisgefühl“, das viele Verbraucher erwarten, wenn sie im Supermarkt vor das Tiefkühlregal oder die Tiefkühltruhe treten.

Die Bewertung des Packaging Designs von Urstrom Jersey’s ist nicht so leicht. Kreativ finden wir die Idee, die Sortendifferenzierung in erster Linie über die Transparenz des Glases zu lösen – zumal dieses minimalistische Konzept gut zum Branding passt, wirbt die Marke doch mit Natürlichkeit und hochwertiger Milch aus Brandenburg. Aber: Die Qualität der Illustrationen und prinzipiell der Etikettengestaltung ist zweifelsohne noch ausbaufähig.

Happy Mrs. Jersey fällt durch die unentschlossene Positionierung etwas ab: Zwischen der braunen Schale im Öko-Look, der goldenen Folie für Premium-Flair und dem locker-leichten Markennamen mangelt es an einem eindeutigen Design- und damit auch Markenprofil.

Das Schlusslicht in unserem Designvergleich bildet Elvis. Zwar verspricht die Brand traditionelles Manufaktur-Eis, doch das unausgereifte Etikett mit einer unklaren farblichen und typografischen Struktur sowie einer fehlenden Hierarchie vermitteln leider einen eher billigen Gesamteindruck. So löst der Hersteller den postulierten Premium-Anspruch in der Verpackungsgestaltung nicht ein. Dies ist besonders schade, da das Eis an sich qualitativ absolut überzeugen könnte.

Halten wir fest: Ein durchdachtes, klares Design ist ausschlaggebend dafür, im Regal so wahrgenommen zu werden, wie man wahrgenommen werden möchte. Die Marke Mälzer&Fu beweist, dass ein mutiger moderner Ansatz ohne klassische Foodshots Aufmerksamkeit erregen sowie (wieder)erkennbar sein und zum Kauf anregen kann.

Erkenntnisse aus dem Sustainability-Vergleich

Sustainability Winner: Mövenpick und Cremissimo

In der Kategorie Sustainability sind die Verpackungen von Mövenpick und Cremissimo eindeutig die Eiskönige. Die IML-Spritzgussbecher bestehen zur Gänze aus Monomaterial. Dies verleiht ihnen eine maximale Recyclingfähigkeit. Überhaupt ist das In-Mold-Labeling ein besonders nachhaltiges Verpackungsverfahren: Hierbei sind das Packaging und das Etikett gemeinhin aus demselben Kunststoff hergestellt, sodass beide Elemente gemeinsam recycelt werden können. Einziger Kritikpunkt bei unserer Bewertung: Im Gegensatz zu Papierverpackungen lassen sich Kunststoffvarianten nicht platzsparend entsorgen.

Allgemein sind transparente Monomaterial-Kunststoffverpackungen sehr gut recyclingfähig. Gleiches gilt für PET-Packagings, wenngleich häufig eine vorherige Trennung vom Etikett erforderlich ist, wie beispielsweise bei der Dose von Die Eismanufaktur. Durchgefärbten Kunststofflösungen ziehen wir in Sachen Recyclingfähigkeit Punkte ab. Außerdem kommen teilweise zusätzliche Kunststoffversiegelungen als Erstöffnungsschutz zum Einsatz, etwa bei Mälzer&Fu und bei Ben&Jerry’s. In anderen Behältern, beispielsweise bei Magnum und Die Eismanufaktur, übernehmen Platinen die extra schützende Funktion. Solche Ergänzungen sind besser für den Verbraucher, aber schlechter für die Umwelt.

Papierbecher haben den Vorteil des geringen Materialverbrauchs. Zudem sind sie deutlich leichter, vor allem im Vergleich zu Glasverpackungen. Hinsichtlich der Recyclingfähigkeit gibt es jedoch erhebliche Unterschiede, insbesondere zwischen beschichteten und unbeschichteten Ausführungen. Beschichtete Kartonbecher lassen zu wünschen übrig.

Auch biologisch abbaubare Verpackungen, wie sie etwa Florida Eis nutzt, bewerten wir kritisch. Grund dafür ist, dass sie nicht über die Biotonne entsorgt werden dürfen, sodass der vermeintliche Vorteil der biologischen Abbaubarkeit praktisch entfällt. Dadurch wiederum ist es tendenziell irreführend, wenn Marken kommunizieren, ihre Verpackungen seien biologisch abbaubar. Mit der neuen EU-Gesetzgebung sind entsprechende Claims künftig ohnehin nur noch für biologisch abbaubare Kaffeekapseln und Teebeutel zulässig.

Bei Urstrom Jersey’s gelingt es mühelos, die Papierbanderole vom Glas zu trennen und beide Elemente separat richtig zu entsorgen. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass Glasrecycling überaus energieaufwendig ist. So erklärt sich die relativ geringe Punktzahl des Produkts in der Nachhaltigkeitskategorie unseres PackChecks.

Was die Entsorgungs- und Recyclinghinweise auf den Verpackungen betrifft, gibt es ebenfalls große Unterschiede. Mövenpick beispielsweise kommuniziert die Recylingfähigkeit sehr klar. Auf anderen Packagings hingegen sucht man entsprechende Informationen vergeblich. Exemplarisch sei das Elvis-Glas erwähnt.

Gedanken und Fazit unseres Geschäftsführers Christoph Waldau

„Wir sind positiv überrascht vom Abwechslungsreichtum im Eisregal! Ob altbewährte klassische Schalen oder neue moderne Bechersysteme – für jeden Geschmack ist etwas dabei. Unsere Analyse zeigt ein komplexes Bild in Bezug auf Nachhaltigkeit, Konsumentenwahrnehmung und Marktdynamik.

Von Papier über Kunststoff bis hin zu Glas: Die Verpackungslandschaft für Eiscreme zeichnet sich durch eine bemerkenswert hohe Materialvielfalt aus. Zudem kommen die Produkte in verschiedenen Formaten daher, etwa als Becher, Eimer oder Schale.

Entgegen der allgemeinen Verbrauchererwartung schneiden Papierbecher in puncto Nachhaltigkeit erstaunlich schlecht ab. Dies steht im deutlichen Widerspruch zum aktuellen „Paperization“-Trend, bei dem Konsumenten Papierverpackungen als umweltfreundlichere Alternative wahrnehmen.

Etablierte Marken mögen in Designfragen weniger innovativ sein, erreichen jedoch die Masse effektiv und tragen mit ihrer breiteren Produktpalette eine höhere Verantwortung für Nachhaltigkeit und Entsorgungskonzepte.

Ist die Eiscreme in der Verpackung direkt sichtbar, weckt dies beim Verbraucher oft positive Emotionen und verführt zum Kauf. Papierbecher sind dahingehend im Nachteil. Aber: Letzten Endes können sowohl transparente Verpackungen als auch Produkte mit starkem Branding erfolgreich sein.

Unsere Analyse hat die anhaltende Spannung zwischen Verbraucherwahrnehmung, Marketingstrategien und tatsächlicher Umweltverträglichkeit bei Eisverpackungen im heutigen
Marktumfeld noch einmal verdeutlicht.

Grundsätzlich erachten wir einen zusätzlichen Erstöffnungsschutz als sinnvoll für den Konsumenten. Besonders zu empfehlen sind feste Platinen oder Abknickvarianten wie bei den Schalen von Cremissimo und Mövenpick. Florida Eis hingegen verzichtet komplett auf Details für einen erweiterten Produktschutz.

Im Rahmen unseres PackChecks haben wir verschiedene Trends, Materialentwicklungen und Designkonzepte identifiziert. Wagen wir ein kurzes Fazit und einen kleinen Blick in die Zukunft.

Erkennbar ist etwa ein deutlicher Wandel hin zu nachhaltigen Verpackungslösungen. Immer mehr Hersteller ersetzen herkömmliche Kunststoffbehälter durch FSC-zertifizierte Kartonverpackungen oder biobasierte Kunststoffe, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Insbesondere im Premiumsegment setzen sich zudem luxuriös anmutende Verpackungsdesigns mit minimalistischer Gestaltung und hochwertigen Veredelungen durch.

Des Weiteren fällt die Diversifizierung der Verpackungsgrößen auf. Während kleinere Portionsbecher die Trends zur Individualisierung und Convenience bedienen, bleibt die klassische Familiengröße mit 500 bis 1000 Millilitern ein wichtiger Bestandteil des Sortiments. Optimierte Wiederverschlusslösungen sowie eine verbesserte Stapelbarkeit zur effizienteren Nutzung von Kühlkapazitäten sind hier mögliche Verbesserungsmöglichkeiten.

Auch hybride Verpackungssysteme, die verschiedene Materialien kombinieren, gewinnen an Bedeutung – vor allem im Hinblick auf Produktschutz und Recyclingfähigkeit.

Funktionelle Innovationen, beispielsweise leicht zu öffnende Deckelmechanismen und integrierte Löffellösungen für den direkten Konsum, verbessern die Benutzerfreundlichkeit.

Transparente Elemente könnten künftig verstärkt eingesetzt werden, um Verbrauchern einen direkten Blick auf das Produkt zu gewähren und Vertrauen in die Qualität zu schaffen.

Insgesamt zeigt sich, dass nachhaltige, funktionelle und zugleich ästhetisch anspruchsvolle Verpackungslösungen zunehmend in den Fokus rücken. Regulatorische Anforderungen, veränderte Konsumgewohnheiten und technologische Innovationen fungieren in diesem Zusammenhang als treibende Kräfte.

Alles in allem nehmen wir ein großes Entwicklungspotenzial am Markt wahr: Die Branche ist offen für neue Verpackungen und Produktkonzepte, die alle Vorlieben abdecken.“